Leben und Geschehen der KG Vilkerather Narren
in der Zeit von 1990 bis 2001
Die Aufzeichnungen zum Leben und Geschehen der KG Vilkerather Narren in den letzten elf Jahren sind wie der Zeitgeist geprägt
von der Sachlichkeit und der Kühle des Computers, so dass die kleinen nicht geplanten Späßchen und Anekdötchen, die sich in Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen ergeben, nicht mehr
Eingang in die Chronik finden. Welch ein Glück, dass die Zeit noch nicht so lange zurückliegt und einiges noch im Gedächtnis präsent ist.
Manch liebe Gewohnheit und lang gepflegte Veranstaltung, wie der Mummenschanz am Weiberfastnacht und das Rosenmontagsessen beim Forellenwirt wurden eingestellt, andererseits neue Ideen umgesetzt,
um den Verein auch zukünftig attraktiv zu gestalten und –vielleicht- neue Traditionen zu schaffen.
So wird mit dem Dämmerschoppen als Pendant zum Frühschoppen eine Attraktion geschaffen, und zwar eine Veranstaltung für die Vilkerather Frauen. „Was den Vilkerather Herren mit dem
Karnevalistischen Frühschoppen recht ist, das muss doch der örtlichen Damenwelt billig sein.“, (BLZ, 11.2.1992) und am 8. Februar 1992 fand der erste Madämcher`s Dämmerschoppen statt, der auf
Anhieb ein voller Erfolg wurde und zwar keinesfalls mit importierten Kölner oder rheinischen Karnevalsstars, denn „unser Literat Lothar verpflichtete (nur) vier Kräfte“ , sondern mit
>Eigengewächsen<. „Mitglieder der Vilkerather KG zeigten, dass Nichtprofis herrlichen Humor, tollen Spaß verbreiten können“ (BLZ, 11.2.1992).
Wer waren denn nun die damaligen Eigenproduktionen?
Et Helmi (Fuß) als „Hausfrau“, Lothar Schönfeld, Sofie Burger, Luise Fielenbach, Gisela Hürholz, die als „Dr. Dr. Freundin“ auftraten, Volker Wendeler und
Frank Schlösser von Blau-Weiß, Hermann-Josef Kraus als Tapezierer, die „Heilsarmee“, bestehend aus Margret Franke, Christa Grützenbach, Marlies Krauthäuser,
Ingrid Schmidtke und Ursula Wester sowie als „Glockendichterin“. die ehemalige Wirtin der Glocke, Karin Rodekurth.
Einen besonderen Gag stellte der Elferrat dar, denn die Frauen wollten im Kostüm und nicht in Uniform erscheinen und erst recht nicht steif vom Elferratstisch zuschauend die Sitzung erleben,
sondern mittendrin sein und mit feiern. So wurde mit viel Spaß, Talent und Zeit an einer Lösung gebastelt: elf Pappkameraden präsidieren die Veranstaltung. Unschwer ließen sich diese erraten als
Präsident Rolf Franke, an seiner Seite der damalige Pastor Dr. Ibebuike, Literat Lothar Schönfeld, Brandmeister Breit, Vereinswirt Manfred Vogel, Gärtner Juppi Büscher und... So entstand die noch
heute gültige Regelung, dass es auf der Madämcher Sitzung keinen Elferrat gibt.
Diese Session wies noch weitere Veränderungen auf; einen Generationswechsel an der Spitze des Damenkomitees, denn „im Rahmen der ... Seniorensitzung für Jedermann ... gab die beliebte, rührige
Gisela Hürholz das Präsidentenamt in jüngere Hände: Anita Büscher ist die Nachfolgerin der seit genau dreißig Jahren den Vilkerather Narren vorstehenden Gisela Hürholz, die zur Ehrenpräsidentin
ernannt wurde“ (BLZ). Diese Seniorensitzung wurde von der ehemaligen und von der neuen Präsidentin geleitet, mittendrin fand der Wechsel statt; nicht einfach ein Weitergeben eines
Präsidentenamtes, sondern eine herzliche Einführung der Neuen, anders hätte es das Naturell von Gisela nicht vermocht. Diese Art und ihr Engagement fanden nicht nur Erwähnung in der Laudatio des
Vorsitzenden des Bürgervereins, Herbert Ruffer, sondern brachten ihr die Ernennung zur Ehrenpräsidentin und die Verleihung des BdK – Verdienstordens sowie die Auszeichnung mit dem „Bergischen
Narrenschild“.
Alle närrischen Weiber drückten der neuen „First Lady von Vilkerath“, unserer Anita, die Daumen und wünschten ihr toi, toi, toi.
Dieses >Jahrelft< verknüpfte die KG Vilkerather Narren mit anderen Ortsvereinen, vor allem mit dem Landwirtschaftlichen Casino. Nachdem wir unsere Vereins- und Senatsmitglieder Erika und
Alfred Czekalla 1989 als Erntepaar feiern durften, setzte sich diese Sitte 1991 fort mit Ursula und Paul Wirges, 1993 mit Margot und Fritz Schmitz, 1996 mit Monika und Walter Thür. Die KG –
Mitglieder bauten fantasiereiche Wagen wie die Pfannkuchenmühle beim Erntefest 1991, bedankten sich bei Erntepaar Wirges mit einer Sonderverpflichtung eines Iwan – Rebroff - Imitators für die
jährliche Möglichkeit, den Erntewagen der Gesellschaft in ihren Räumen zu bauen, schmückten die Kutsche für Margot und Fritz, labten sich an den großzügigen Getränkerunden von Monika und Walter
und brachten sich stets aufs Neue zum Erntefest in die Umzug des Landwirtschaftlichen Casinos ein. Sollte es reiner Zufall sein, dass ein Motivwagen der Vilkerather Narren eine Hochzeitstorte
darstellte oder wurde so eine weitere Stärke der KG Vilkerather Narren offenbart, das gemeinsame Feiern bei Hochzeiten, wie beispielsweise „Grüne Hochzeit“ bei Gisela Glück und Horst Twilfer
sowie beim Schatzmeister Manfred Scharrenbroich mit Petra Eigendorf, Silberhochzeit bei Margret und Rolf Franke, Manfred und Christa Vogel, Rainer und Ruth Eich +... und last not least
Goldhochzeit bei Emmi und Hermann Steeger, bei Irmgard und Hans Thiemann und im neuen Jahrtausend bei Hilde und Theo Wester.
Großer Beliebtheit erfreute sich der Jahresausflug, der am ersten Wochenende im September stattfindet. Festes Schuhwerk und regensichere Kleidung wurden als wichtige Utensilien auf den
Einladungen gefordert, denn Wanderungen vor allem durch die Wälder, Felder und Auen der heimatlichen Gefilde waren ein fester Bestandteil des Programms. Flüssige Nahrung wie Kölsch und
Aufgesetzten halfen sowohl den Top-Wanderern als auch den Fußkränkeren das Ziel – einen Ort, wo uns ein Abendessen, Spiel, Spaß, Musik und Tanz beglückten- zu erreichen. 1991 wurde Eckenhagen als
Ziel angestrebt, im Folgejahr war uns der Wettergott nicht wohl gesonnen bei der Tour über Krahwinkel zur Garage von Familie Krux in unserem schönen Kirchdorf. Erwähnt werden muss die Fahrt nach
Rech an der Ahr, wo es im Anschluss an die Wanderung in einem Gewölbekeller Spaß und Freude mit schwungvollen Tönen gab und jeder gespannt war, ob sein Schlüssel die Tür zur Schatzkammer öffnet.
Keinesfalls den richtigen Draht hatten die Vilkerather Narren, als sie auf ihrer Tour durch die unmittelbare Umgebung nach einer Bewirtung bei Familie Schürmann keinen Weg zurück zum Gasthaus
Vogel durch den Wald fanden und so, versetzt um mehrere hunderte von Metern, immer wieder Gestalten aus dem Gestrüpp auf die Straße von Vilkerath nach Landwehr stießen. Solch kleine Pannen
schufen Gesprächsstoff und integrierten neue und alte Mitglieder. Von Ommerborn nach Linde über Felder, durch den Wald und über die alte Eisenbahnbrücke, es war eine eindrucksvolle Tour. Abends
stimmte der Heiligenhauser Sänger Jürgen Wunderlich die Närrinnen und Narren karnevalistisch ein.
Die Topnummer des Vilkerather Karnevals, der Herrenfrühschoppen, ist die Einstimmung in die unsere närrische Session
Ihr Vilkerather >Häre<, kennt ihr noch die „Wackeren Mackers“, die schmissige Blaskapelle mit Hobby- und Freizeitmusikern aus Holland?
Seid ihr euch bewusst, dass ihr euch erst dreimal an der super flotten Heroldine Andrea Scharrenbroich, unserem jüngsten Mitglied, erfreuen konntet?
Erinnert ihr euch noch an den Clown Bruce Kapusta mit seiner Trompete, das Geschenk der Gesellschaft und des Senats für Rolf Franke, als Dank für seine Amtszeit von 20 Jahren als Präsident?
Am meisten Resonanz in der heimischen Presse fand die Madämcher Sitzung und dies durch die hohe Anzahl von eigenen Kräften, die sich immer besonderer Beliebtheit erfreuten. Ein Blick auf die
lokalen Stars der Sitzung im Februar 1993:
„Hahn im Korb“ – Ulla Langen
„Holzfäller von Vilkerath“
„Klatschtante“ - Christa Grützenbach,
„Vilkerather Höhner“ im herrlichen Höhnerkostüm
(Ingrid Schmidtke, Ursula Wirges, Marlies Krauthäuser, Margret Franke)
„Ne Jungfrau“ – Gertrud Harnischmacher
„Frommen Brüder aus Vilkerath“ – Kegelclub mit Rolf Franke,
Herbert Krauthäuser, Dieter Schmidtke u.a.
Einsame Spitze war die Dame, bei deren Büttenrede mit Lokalkolorit der Saal vor Vergnügen tobte, Alaaf und Raketen Vogels Saal erschütterten. Es handelte sich um die Neuaufnahme des Jahres 1990:
Christa Grützenbach, die ihre Sache so toll machte und welche die mehr als zweihundert versammelten närrischen Weiber zu wahren Beifallsstürmen brachte und damit den Grundstein legte für die
jährliche Spekulation vor der Damensitzung, was und wer wird von Christa heute aufs Korn genommen (vgl. Interview mit unserem Star am Ende des Kapitels).
Der Kölner Stadtanzeiger berichtete im Februar 1995:
„Der Saal mit 200 Vilkerather Madämcher schäumte über vor Begeisterung: Ein Dutzend Overather Handballer steppte und federte im Ballettröckchen über die Bühne. Liesel Mahr, Vereinschoreographin der KG Vilkerather Narren, hatte die Ballettpersiflage mit den Spaßeleven einstudiert. Viel „Eigengewächs“ präsentierte Anita Büscher beim Dämmerschoppen dem kostümierten Publikum. Als „Golden Girls“ wackelten 14 Mitglieder aus dem Damenkomitee der Narren aufs Podium. Laut umjubelt auch „de Puppeköpp“, sechs Komiteefrauen als grimassenschneidende Marionetten. ... Ehrensache, dass auch in der Vilkerather Bütt eine Frau das Sagen hatte: Christa Grützenbach gab Dorfklatsch von der Agger zum Besten“, die mit ihren Verzällchen einen bombigen Erfolg erzielte.“
Weniger in den Zeitungen
erwähnt, aber um so mehr von den „dollen Wievern“ geliebt, wird der seit 1998 amtierende Herold Marcel Gillen, das junge Pendant zur Heroldine Andrea. Allseits beliebt war und ist die langjährige
zweite Vorsitzende, Luise Fielenbach, die im Stillen und im Hintergrund arbeitete, so bei den Besuchen an Weiberfastnacht, bei den Aktivitäten für die Seniorensitzung, beim Blumenschmuck für den
Erntebau.
Die KG erkannte soziale Problemlagen im Dorf, die durch den Bau von Aussiedler-Übergangsheimen und einen vermehrten Zuzug von Familien vorwiegend aus Kasachstan in die Genossenschaftshäuser
entstanden und versuchte, die neuen Bürger durch den Karneval zu integrieren und überbrachte ihnen Freikarten für die Seniorensitzung. Doch so herzlich der Kontakt bei der Übergabe zwischen den
Rheinländern und den Deutschen aus der Fremde war, die Mentalitäten unterschieden sich beim Thema „Wir fiere Fastelovend“ und nur wenige nahmen die Gelegenheit wahr, die Karten zu nutzen.
Im Saale Vogel feierten die
Vilkerather Narren am Sonntag, dem 11. Februar 1996, ihre 50-jährige Geburtstagsfeier, bei der „Narrenvorsitzender“ Herbert Krauthäuser, die Präsidenten Rolf Franke und Anita Büscher und der
langjährige Literat Lothar Schönfeld viele Ehrengäste und Gäste begrüßen konnten. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Herbert Ruffer, Vilkerath überraschte und erfreute die Anwesenden mit einer
Laudatio in Reimform:
... Mit einem Verein 50 Jahre alt zu werden, ist schon ganz schön schwer,
dabei jedoch lebendig, geachtet und attraktiv zu bleiben wie ihr, um so mehr.
... Den vom Kriege leidgeprüften Menschen wurden Stunden der Freude gegeben,
und man tankte Mut und wieder Freude am Leben.
... Korkengeld zahlen für die mitgebrachten Getränke hieß die Devise,
denn aus dem Zapfhahn sprudelte nichts, das gehörte zur Nachkriegskrise.
... Eduard Stiefelhagen, Franz Trompetter, Rudi Kurth und Burgers Hein,
was für klangvolle Namen in diesem Verein.
Werner Scharrenbroich, Herbert Krauthäuser, Rolf Franke bleiben auch nicht
allein, Martha Schauerte, Lucie Prinz-Malling, Gisela Hürholz reihen sich zur Zierde
der edlen Ritter in den Reigen ein.
... Aber was hätten unsere Präsidenten nur gemacht, hätte Lothar Schönfeld
denen nicht all die Jahre das karnevalistische Bett gemacht.
Da hinten steht und stand er und bewacht die Tür,
will da einer rein, der da nicht hingehört, wird er zum Vampir.
... Hans Radtschenko war ein Kölner und für seinen Karneval ohne Fehl und Tadel
und wenn es ihn geben würde , gehörte er zum ersten Vilkerather Adel.
... Hans Radtschenko zog jeden Menschen in die Freuden des Lebens mit ein,
ja, mit so einem Menschen ist es schön, ein Narr zu sein.
In diesen Zeilen wird unser
Literat Lothar Schönfeld erwähnt, der das Programm aller Sitzungen zusammenstellte, was im Klartext bedeutete, häufig an den Wochenenden auf Achse sein, um auf Vorstellabenden tolle
Karnevalsstars möglichst preiswert nach Vilkerath zu locken. Unterstützt wurde er in den letzten Jahren von Rainer Eich, an dem er im Jubiläumsjahr nach seinem Silberjubiläum als Literat das Amt
übergab. Als Ehrenliterat stellt er sein Know-how noch heute gerne zur Verfügung. Einem guten Lehrherrn folgt ein nicht weniger guter Schüler und die Zufriedenheit der Besucher unserer
karnevalistischen Veranstaltungen blieb erhalten. Aber nicht nur als Programmgestalter brachte er sich ein, auch in die aktive Vorstandsarbeit. Dort wurden beispielsweise die jährlichen Orden
kreiert, welche aufgrund ihrer Originalität mittlerweile Sammlerwert besitzen. Vermerkt seien hier der Orden der Session 96/97 „Vilkerath – Sta(d)tt Overath“ und der von 98 mit dem Thema:
„Tschüss, du kleiner Heiermann, jetzo kommt der Euro dran.“ Vielleicht werfen Sie, lieber Leser, einen Blick auf unser diesjähriges Exemplar, welches unsere 55 Jahre andeutet.
Auf der Jahreshauptversammlung 1998 nahmen wir mit Ute Jereczek, Sigrid Schneider, Rita Clever, Carmen Schönfeld, Birgit Lenz, Heike Mai, Ulrike Schattergann, Frank Siep und Stefan Schattergann
neun neue Mitglieder auf, die alle unter Vierzig sind und ein statistisches Durchschnittsalter von 34 Jahren aufweisen. Besonders freute sich der Vorsitzende Werner Scharrenbroich über die
Verjüngungskur, denn sein Hauptanliegen sind junge Menschen, die er gerne für die Arbeit im Verein begeistern möchte und denen er offen und aufgeschlossen gegenüber steht. Mit den „neuen Jungen“
veränderte sich die Mitgliederstruktur der Gesellschaft: Mütter und Väter von kleinen Pänz belebten die KG und eben sie wünschten Vereinsleben mit ihrer gesellschaftlichen Aufgabe zu verbinden.
So wurde das Weihnachtsbaumschlagen bei Familie Schürmann mit dem Besuch des Nikolaus in Begleitung von Hans Muff aus der Taufe gehoben.
Neue Wege gingen wir in der Öffentlichkeitsarbeit mit unserer >Jeckenpost<, für welche Tracey Knebel die Verantwortung trägt. Sie soll unser Medium sein, um zu informieren und um
Begeisterung für die Arbeiten in und um die KG Vilkerather Narren zu wecken, wie der Vorsitzende Werner Scharrenbroich sinngemäß äußerte.
Auf junge Leute eingehen und ihre Interessen in unserer nun mehr 55 Jahre alten Gesellschaft umzusetzen, und zwar im toleranten Miteinander von Jung und Alt, das sieht der Vorstand als die
Hauptaufgabe der Karnevalsgesellschaft Vilkerather Narren.
Die Karnevalshits der Jahre 1990 - 2000
1990 Schau mir in die Augen
1991 Beinah - beinah
1992 Ännche Susännche
1993 Eimol Prinz zo sin, en Kölle am Rhing
1994 Minsche wie mir
1995 Jo de Mädche he us Kölle
1996 Zoff em Höhnerhoff
1997 Buenos dias, Mathias
1998 Das Sultan - Lied
1999 Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin
2000 Die Hände zum Himmel